Über 170 Holzbauinteressierte haben Ende September aus erster Hand mehr über die Projektentwicklung und Umsetzung des achtgeschossigen Wohn- und Gewerbebau aus Holz erfahren. An der Vorstellung des Buggi 52 nutzten Sie nicht nur die Gelegenheit, das Gebäude im Freiburger Stadtteil Weingarten selbst zu erkunden und alle acht Geschosse zu besichtigen, sondern auch an Vorträgen der projektbeteiligten Experten teilzunehmen.
Für die Mehrheit der Besucher begann der Tag nach der Anmeldung an der Messe Freiburg mit der Straßenbahnfahrt in den Freiburger Stadtteil Weingarten. Dort erwartete sie vor dem Gebäude die Architektin Céline Würtz. Als projektbeteiligte Planerin der Weissenrieder Architekten BDA lieferte sie die ersten spannenden Hintergrundinformationen zu den Herausforderung, die es bereits in der Planungsphase zu bewältigen galt. Weiter ging es dann zum Bauherren Willi Sutter, der vor der Kindertagesstätte im 1. OG die Projektentstehung und -entwicklung darlegte. Sieben Stockwerke weiter oben erklärte Benedikt Ganter von den Holzbauingenieuren anschaulich wie die statischen Voraussetzungen für das knapp unter der Hochhausgrenze liegende Gebäude geschaffen wurden. Abschließend stellte unser technischer Geschäftsführer Herbert Duttlinger die Lösungen für die ressourceneffiziente Umsetzung der sieben Geschosse in Holzrahmen- und Holzmassivbauweise vor.
Zurück in der Messe wurden die Architekten und Architektinnen, Studenten und Studentinnen, Schüler und Schülerinnen sowie alle weiteren Teilnehmenden aus der Holzbaubranche und der Politik erst von unseren drei Geschäftsführern und dann von Christine Buchheit, der Leiterin des Freiburger Dezernats für Umwelt, Jugend, Schule und Sport der Stadt Freiburg begrüßt. Im Anschluss stellte der Waldshuter Landrat Dr. Martin Kistler das sich gerade in der Entstehung befindliche Zentrum Holzbau Schwarzwald vor. Ein Einblick in die langjährige Quartiersentwicklung in Weingarten folgte durch die Vertreterin des Stadtplanungsamts Freiburg, Gabi Lebherz. Für große Zustimmung gekrönt mit lautem Beifall sorgte der anschließende Beitrag des Bauherren Willi Sutter von der IG Klösterle. Dieser erläuterte nach der Vorstellung des Weißtannenraums nachdrücklich, dass sozialverträgliches Bauen in Holzbauweise absolut praxisgerecht ist. Als Letzter vor der Mittagspause kam der leitende Architekt Jochen Weissenrieder zu Wort, der mittels einer Exkursion in die Landesbauordnung die Komplexität der rechtlichen Vorschriften für das Bauen mit Holz in der Gebäudeklasse 5 herausstellte.
Während der Pause hatten die Besucher die Gelegenheit sich an Messeständen der projektbeteiligten Firmen über die Vorträge hinaus zu informieren. Frisch gestärkt ging es dann weiter mit einem hochkarätigen Duo: Dietmar Hellmann (Vorstandsmitglied FSC Deutschland) und Dr. Uwe Sayer (Geschäftsführer FSC Deutschland) brachten den Teilnehmenden die Hintergründe einer FSC Zertifizierung näher. Bevor es dann zur lang ersehnten Übergabe des FSC-Zertifikats für den Buggi 52 kam, nutzte Stefan Kudermann die Chance den langen Weg dahin zu erläutern. Als erstes FSC zertifiziertes Gebäude in Deutschland reiht sich der Achtgeschosser nun mit Projekten wie dem Terminal am Londoner Flughafen Heathrow und den Sportstätten der Londoner Olympics in eine namenhafte Liste ein. Weiter ging es mit einem brandheißen Thema: Ulrich Wilms von der Gutex GmbH & Co. KG stellte die erste schwerentflammbare und nicht glimmende Holzfaserdämmplatte Gutex Pyroresist vor, die auch im Buggi 52 verbaut wurde. Benedikt Ganter folgte mit seinem Beitrag über die statischen Anforderungen an die Tragfähigkeit, die Bauteile, das Tragwerk und die Verbindungen der Bauteile den er mit dem Fazit schloss, dass konstruktiv einer Ausführung des Buggi 52 in Holz nichts im Wege stand. Das gilt auch für die vom Bauherren gewünschten sichtbaren Holzdecken, die dank den Spezialisten von Lignotrend den Anforderungen an Statik, Brand- und Schallschutz, Design und Raumakustik gerecht wurden. Ralf Harder referierte hierzu und untermauerte die Vorteile der Lignotrend-Deckenelemente nochmal, indem er auf die effiziente Bauform dieser einging. Den Abschluss der technischen Vortragsreihe am Nachmittag bildete die Präsentation von Herbert Duttlinger, der mit eindrucksvollen Bildern von der Entwicklung der Konstruktionsdetails und der Bauteilfügungen über die Arbeitsvorbereitung, die Produktion, den Transport, das Aufrichten und den Innenausbau berichtete.
Wie sehr die Zuhörerschaft von dem einzigartigen Gebäude beeindruckt war, zeigte sich nicht zuletzt in einer angeregte Podiumsdiskussion zum Ende der Vorträge. So fragte ein angehender Zimmerermeister ob den schon weitere Projekte dieser Größenordnung geplant seien, da er nach diesem Tag Lust bekommen habe selbst einmal an einem solchen Bauvorhaben beteiligt zu sein.